Sehenswertes im Valtellina

Castello dei Conti Balbiano in Chiavenna

Burgen, Schlösser und Palazzi im Valtellina

Burgen, Schlösser und historische Palazzi zeugen im Valtellina von der Faszination, welche die Menschen seit Jahrhunderten für diese Region empfanden. Bergwelt und Täler bringen selbstverständlich auch sehr unterschiedliche Menschen hervor. Nicht nur die Bauten der Valtellina, die den Besuchern und Feriengästen zur Besichtigung offenstehen, künden davon, wie sich die Bewohner einrichten und wie sie sich abschotten gegen eine allzu mächtige und grausame Natur, gegen die Widrigkeiten der Witterung, Kälte, Schnee und den harten Überlebenskampf. Wehrhafte Burgen und behagliche Paläste wie das Castello dei Conti Balbiano in Chiavenna, das Castello Masegra, der Palazzo Sassi De‘ Lavizzari oder der Palazzo Sertoli inklusive Gärten in Sondrio, das Castello Paribelli in Albosaggia, der Torre „de li beli miri“ in Teglio, der Palazzo Salis sowie der Palazzo d’Oro Lambertenghi in Tirano, das Castello Mancapane oder das Castello Grumello in Montagna in Valtellina sowie viele andere mehr künden von der Vielfalt und Unterschiedlichkeit des Lebens ihrer bürgerlichen oder adligen Bewohner.

Valtellina, das Land der fünfhundert Kirchen und Klöster

Santa Casa Lauretana in TresivioKaum jemand weiß, wie reich die Valtellina an Kirchen und Klöstern ist – an die fünfhundert Kirchen. Bereits um das Jahr 1000 entstanden – als ältestes Kirchlein der Region überhaupt – der Tempietto di San Fedelino in Novate Mezzola (10. Jh.), ferner die imposante Collegiata di San Lorenzo in Chiavenna (1048) mit dem eindrucksvollen Taufstein sowie die Abbazia di San Pietro in Vallate sopra Piegno (1078), eine Filiation des Klosters Cluny in Frankreich, als künstlerisches Juwel der unteren Valtellina das Santuario della Beata Vergine Assunta in Morbegno mit dem eindrucksvollen hölzernen Altaraufsatz und der Vergine col Bambino (Madonna mit Kind) aus dem 15. Jh. sowie Malereien aus dem 16. Jh., ferner das Santuario della Beata Vergine delle Grazie di Grosotto (16. Jh.) oder die bemerkenswerte Santa Casa Lauretana in Tresivio.

Historische Mühlen – Zeugnisse der Arbeit

Meist existieren von der Lebens- und Arbeitswelt der einfachen Menschen kaum historische Zeugnisse. Umso wichtiger ist es, Bauten wie die alten Mühlen zu bewahren. Denn sie verraten etwas über die mühevolle Arbeitswelt der Vergangenheit. In Bottonero etwa, dem Handwerksviertel von Chiavenna, gibt die 1867 gegründete Mulino Moro einer Teigwarenfabrik – der Pastificia Moro – und heute Museum Auskunft über das beschwerliche Handwerk des Müllers im 19. Jahrhundert. Mulino del DossoDer Mulino del Dosso in Rasura ist eine kleine Sensation, da die Mühle aus dem 18. Jahrhundert stammt und ein besonderes vorindustrielles Beispiel einer Mühle darstellt. Das Maismehl ist für Polenta, die Speise der einfachen Handwerker und Bauern in den Alpen, wichtig. Die Mühle ist heute Volkskundliches Museum, funktioniert aber nach einer Restaurierung noch immer. Weitere alte Mühlen sind der Mulino di Osmetto in Grosotto, der Mulino di Ca’Mazza e di Ca’Zoia in Montagna in Valtellina oder der Mulino Menaglio in Teglio, darunter einige vom frühen Typus der Stock- oder Horizontalradwassermühlen.

Museen und Sammlungen im Valtellina

Die Gegensätzlichkeit einer Region wie dem Veltlin liest sich auch am Reichtum seiner Museen ab: Zur Hochkunst gehören die in dem in Sondrio beheimateten Museo Valtellinese di Storia e Arte verwahrten Gemälde aus dem 17. bis 18. Jahrhundert, darunter Arbeiten des Veltliner Malers Pietro Ligari, oder die sogenannte „Pace di Chiavenna“ im Museo del Tesoro, dem Schatzmuseum der Collegiata di San Lorenzo in Chiavenna. Hier handelt es sich um ein weltberühmtes Meisterwerk mittelalterlicher Goldschmiedekunst, der kostbar glänzende, goldene Buchdeckel eines Evangeliums aus dem 11. Jahrhundert mit wunderschönen Medaillons in Cloisonnée-Technik. Auskunft über die volkskundlichen Traditionen des Veltlins geben etwa neben vielen anderen das eindrucksvolle Museo valtellinese di storia e arte in Sondrio im historischen Palazzo Sassi de‘ Lavizzari mit seiner umfangreichen kunst- und kulturhistorischen Sammlung, das Museo Civico in Bormio, das naturkundliche Museo Civico di Storia Naturale sowie das Museo Etnografico Tiranese in Tirano.

Den Ahnen auf der Spur

Stilfser JochSäumerwege – die Routen der Personen, die Lasten auf Saumtieren über die Berge transportierten – gibt es in den Alpen in großer Vielzahl. Im Veltlin stellt die Via Valtellina einen solchen historischen Säumerweg dar, auf dem von Tirano Lasten, beispielsweise der schmackhafte Veltliner, über die Alpen nach Schruns ins ferne Vorarlberg führten, denn auch dort genoss man gerne den herrlichen Wein aus der Valtellina. In neuerer Zeit befanden sich in den Alpen die Frontlinien der militärischen Auseinandersetzungen, etwa während des Ersten Weltkriegs. Auf den Scorluzzo, einem Berg am Stilfser Joch, führt ein Wanderweg hinauf, der bei den Rese Alte noch alte Geschützstände, Baracken und Schützengräben aufweist sowie beim Forte di Oga ein Museum zur Geschichte des Ersten Weltkriegs.

Bernina-Express – ein Zug durch Gletscher und Eis

Bernina-Express

Die Faszination des Weltkulturerbes Bernina-Express ist ein Höhepunkt der Reise ins Valtellina: Von Chur oder St. Moritz über den Bernina-Pass bis Tirano fährt der Zug der Rhätischen Bahn mit Panoramawagen über und durch die Gipfelregion der Alpen. Atemberaubende Steigungen, kristallklare Bergseen und aufregende Brückenkonstruktionen wechseln einander ab und lassen die Fahrtzeit im Nu vergehen.

Seit der Steinzeit in den Alpen

Bereits in grauer Vorzeit gab es in Bormio heiße Quellen, die direkt aus der Erde kamen. Für die ohne jeglichen Komfort lebenden Menschen der prähistorischen Zeit sicherlich ein attraktiver Vorteil, der sie veranlasste, in nicht allzu großer Entfernung zu siedeln. Der Park der Felsengravuren, die „Rupe Magna“ sind faszinierende Felszeichnungen, die sich zwischen Grosio und Grosetto befinden und neben archäologischen Funden bekunden, dass Menschen bereits seit der Steinzeit in den Alpen lebten.

Und plötzlich ein Bär!

Parco delle Orobie Valtellinesi

Das Observatorium für Ökologie und Fauna in Aprica im Parco delle Orobie Valtellinesi ist eine besondere Attraktion des Veltlin, denn es vermittelt, wie die Wildnis ausgesehen hat, bevor der Mensch sich mit seiner Zivilisation darin ausbreitete. Ein didaktischer Lehrpfad zeigt im Rahmen einer organisierten Führung die typische Flora und Fauna, darunter Bären, Raubvögel, Steinböcke und andere Wildtiere, die sich normalerweise den Blicken des Menschen entziehen – soweit diese Tiere überhaupt noch existieren.

Fotos:

Bild 1 (Kopfbereich des Artikels): Сastello dei Conti Balbiano, © Franco Folini (bearbeitet), [CC BY-SA 2.0] via Flickr
Bild 2: Santa Casa Lauretana, © Valentina Pruneri (bearbeitet), [CC BY 2.0] via Flickr
Bild 3: Mulino del Dosso von Vanseraf[CC BY-SA 3.0] über Wikimedia Commons
Bild 4: Stilfser Joch, © albularider (bearbeitet), [CC BY 2.0] via Flickr
Bild 5: Bernina-Express von Kabelleger / David Gubler (https://www.bahnbilder.ch)Eigenes Werk, [CC BY-SA 3.0] über Wikimedia Commons
Bild 6: Parco delle Orobie Valtellinesi von Orobicon – Orobicon, [Public Domain] über Wikimedia Commons